Hat Remote Work unsere Karten neu gemischt?

Geschrieben von ONLINE UNITED

Angesichts der Lockerungen und des wiederkehrenden Alltags,
sehnt sich mancher zurück in die Zeit der großen Corona-Beschränkungen.
Hatten wir im Allgemeinen durch diese beruflich manchmal sogar einen
Vorteil? Ein gesellschaftliches Tabu diese “Lockdown-Nostalgie”, dennoch nicht
von der Hand zu weisen. Bei all der Freude, die wir empfinden, uns endlich wieder ins
Leben stürzen zu können, ist da doch gelegentlich dieses diffuse Gefühl, welches einem kleinen Kulturschock ähnelt. Für die Extrovertierten unter uns ist es höchstwahrscheinlich wie Weihnachten und Ostern zusammen, sich endlich wieder live beim Kunden präsentieren zu können und sich dadurch eine echte und persönliche Bühne zu schaffen.
Aber was ist mit dem anderen Teil der Menschen? Denen, die schon in der Schule bei einem Referat feuchte Hände hatten und im Fahrstuhl mit mehr als drei Leuten die Krise bekommen?
Ich zum Beispiel gehöre zu diesen Menschen und brauche regelmäßiges Training, um öffentlich vor meinen Mitmenschen zu kommunizieren und zu performen. Deshalb waren die letzten 1,5 Jahre für mich hier eine willkommene Stress- Pause!
Die Videokamera konnte ich im gefälligsten Winkel einstellen, den Spickzettel jederzeit parat halten oder den guten Freund Google zur Hilfe heranbitten, wenn ich eine schnelle Information benötigte.
Niemand sieht in einer Videokonferenz, ob man schwitzt, nervös ist oder andere Anzeichen einen Mangel an Souveränität zeigt.
Kurzum: Die Realität ist einfach wieder anstrengender und holt uns aus unserer vermeintlich liebgewonnenen Komfortzone wieder heraus.
Remote arbeiten war aber für viele von uns nicht nur in puncto Work-Life Balance ein enormer Gewinn.
Wie sieht es denn eigentlich im eigenen Team Karriere bezogen aus?
Denn gerade hier hat sich gezeigt, dass es mehr um Kompetenz und Qualität der abgelieferten Arbeit geht und weniger um eine bürointerne Beliebtheitsskala.
Was wir bewusst oder unbewusst im Büro machen, ist Allianzen mit den Leuten zu schmieden, welche uns in der Gruppe von persönlichem Vorteil sind. Bei der gemeinsamen Arbeit auf dem Trello-Board und dem Gruppen-Chat ging es hier deutlich sympathieneutraler und zielorientierter zu.
Generell ging es weniger darum, König oder Königin der Herzen zu sein, als mehr um das Wesentliche – nämlich den Job!
Ich glaube, dass uns diese Zeit auch in diesem Bezug geerdet hat.
Wer zuvor schon überwiegend auf die Karte „mehr Schein als Sein“ gesetzt hatte, war ganz klar im Nachteil.
Aber für alle Anderen wurden die Karten in sehr vielen Teams neu gemischt.
Wenn es dadurch jetzt mit mehr Objektivität und Fairness zugeht, ist das etwas Wunderbares!